Windhunde - Ihr Herz, ihre Lunge und das rote Blutbild aus der Sicht der Sportphysiologie

 

Windhunde sind bekannt dafür, dass sie andere Werte im roten Blutbild und der Herzabmessung  haben.

 

Welchen Vorteil haben sie dadurch?

 Sauerstoff ist in der Regel recht schlecht wasserlöslich. Dadurch benötigt der Körper ein Transportsystem. Dieses Transportsystem ist Hämoglobin, welches in den roten Blutkörperchen ( Erythrozyten) enthalten ist und ihnen ihre rote Farbe verleiht. Das Hämoglobin wiederum besteht aus 4 Untereinheiten, die Häm-Gruppen genannt werden. Jede Häm-Gruppe enthält ein zweiwertiges Eisen. Wird nun Blut mit den Erythrozyten durch die Lunge gepumpt, lagert sich ein Sauerstoffmolekül an jede Häm-Gruppe an. ( 4 Sauerstoffmoleküle an die 4 Häm-Gruppe). Sauerstoff fühlt sich hier von dem Eisen in den Häm-Gruppen angezogen. Dabei steigt die Bindung von Sauerstoff nach der ersten Bindung an eine Häm-Gruppe an, wodurch die Affinität der anderen Häm-Gruppen gesteigert wird ( gesteigerte HB- Sauerstoff-Affinität). Dadurch wird Sauerstoff recht schnell an das Hämoglobin gebunden. Eben so schnell gibt es den Sauerstoff an das Gewebe ab. Dies geschieht durch einen niedrigen Sauerstoff-Partialdruck im umliegenden Gewebe. Somit verlässt der Sauerstoff das Hämoglobin schnell und steht dann in der Lunge zur erneuten Sauerstoffaufnahme zur Verfügung. Hier spielt der Sauerstoff-Partialdruck eine wesentliche Rolle. In den Lungenkapillaren und – alveolen liegt er bei 100 mm Hg, d.h. die Hämoglobin-Sauerstoff-Sättigung liegt hier bei ca. 98 % ( nicht 100%, da venöses Blut beigemischt wird). Dieses Blut gelangt über die großen und kleinen Arterien ( keine Sauerstoffabgabe) zur den Kapillaren. Hier verlässt der Sauerstoff das Hämoglobin und tritt in das umliegende Gewebe über. Dadurch sinkt der Sauerstoff-Partialdruck. Dieses Blut wird nun, bezeichnet als venöses Blut, wieder zur Lunge transportiert. Dabei weißt es nur einen Sauerstoff-Partialdruck von ca. 40 mm Hg auf. Unter Ruhebedingungen sind somit nur ca. 25% des Blutes als Transportsystem für Sauerstoff ausgelastet. Bei einer Leistungssteigerung des Gehirns oder der Muskeln wird mehr Sauerstoff gebunden. Trotzdem sinkt der Partialdruck bei Hochleistungssportlern nicht unter einen Wert von 20 – 25 %. Dies ist darauf zurückzuführen, dass im rechten Herzen und in den Lungenarterien venöses Blut aus den ruhenden Organen ( z.B. Magen-Darm-Trakt) mit dem Blut der arbeitenden Muskulatur vermischt wird. Findet man, wie bei Windhunden, einen erhöhten Gehalt von roten Blutkörperchen ( Erythrozyten), steht damit mehr Hämoglobin zur Bindung von Sauerstoff zu Verfügung. Dementsprechend wird mehr zweiwertiges Eisen an die Häm-Gruppen gebunden. Aus dieser Tatsache resultieren die veränderten Werte im roten Blutbild von Windhunden. Eine erhöhte Anzahl an Erythrozyten bedingt automatisch ein erhöhtes Hämatokrit

( Verhältnis von roten Blutkörperchen zum Plasma). In der höheren Anzahl an Erythrozyten kann wiederum mehr Hämoglobin gebunden werden, wodurch sowohl der Hämoglobingehalt im Blutbild steigt, als auch der MCHC-Wert ( mittlerer korpuskulärer Hämogoblingehalt zum Hämatokrit

( Erythrozytenmasse).

Der MCHC-Wert errechnet sich wie folgt:

MCHC = HB ( g/dl) *100 / HK ( Vol %)

Somit haben sie die Voraussetzung, dass ihre Muskelfasern mit mehr Sauerstoff versorgt werden. Aber auch unter Ruhebedingungen haben sie eine bessere Sauerstoffversorgung.

Der Sauerstoffübertritt in die arbeitende Muskeln wird durch eine steigende Bluttemperatur, einen steigenden Partialdruck und die Säuerung des Blutes erleichtert . Darum ist eine leichte Azidose des Blutes in den Kapillaren der entsprechenden Muskeln nicht vom Nachteil.

Während der Muskelarbeit wird die chemische Energie als Wärme frei. Somit zeigen Windhunde nach einem Sprint eine erhöhte Körpertemperatur, die bis auf 40 ° C steigen kann.

Windhunde zeigen aber auch veränderte Herzmaße auf. So zeigen bei ihnen nicht nur der VHS ( Vertebral Heart Score) höhere Werte, als bei anderen Hunden, sondern auch die Herzmuskeldicke ist erhöht. Beim Menschen nennt man so etwas das „ Sportherz“ und entwickelt sich im Laufe des Trainings.

 

Aber welche Vorteile bietet so ein „ vergrößertes“ Herz bei erhöhter Leistung?

Man darf diese Herzvergrößerung nicht mit der eines kranken Herzens vergleichen. In der veterinärmedizinischen Universität München wurde vor einigen Jahren der Herzmuskel und seine Dicke bei Greyhounds vermessen, damit man Normalwerte hat. Dies war dringend nötig, damit man das gesunde Sportherz der Windhunde von den vergrößerten Herzen Kranker unterscheiden kann. Für eine genaue Beurteilung ist eine sonografische Untersuchung von einem fachkundigen Kardiologen für Windhunden und der VHS wichtig. Denn auch Windhunde können Herzerkrankungen haben.

Trotzdem kann der Herzvolumen bei trainierten Windhunden noch etwas höher sein, als bei untrainierten Hunden. Dies kommt durch eine Zunahme der Herzmuskelwand zustande. Sie wachsen durch eine Verlängerung der vorhanden Herzmuskelzellen und, ihr Querdurchmesser vergrößert sich. ( Hyertrophie). Diese Hypertrophie wird durch die Neubildung von den kontraktilen Eiweißfäden ( Aktin und Myosin) bewirkt. Ebenso vermehren sich proportional andere Bestandteile der Herzmuskeln, wie die Mitochondrien ( „Kraftwerk“ der Zellen). Der Reiz für diese Zunahme ist die starke mechanische Spannungszunahme der Herzmuskelzellen. Bedingt durch einen steigenden Blutdruck bei Anstrengung, ist die Leistung des Herzes erstaunlich. Windhunde ,z.B. Greyhounds, haben somit auch einen höheren Blutdruck als andere Hunde. Er liegt im systolischen Mittelwert bei 142 +/- 10 mm Hg. Neben einer Vergrößerung der Herzmuskelwände findet man auch eine Vergrößerung der Herzinnenräume. Dies bedingt eine Zunahme des Herzschlagvolumens. Dies hat eine enge Beziehung zur gesamten Vergrößerung des Herzens.

Solche Herzen arbeiten harmonisch.

 

Welche Vorteile bringt eine vergrößertes Herz und damit ein hohes Schlagvolumen in einer Sprintleistung für Windhunde?

  1. Unter intensiver Belastung kann der trainierte Windhund sein Herzzeitvolumen bei gleicher maximalen Herzfrequenz verdoppelt.

  2. In Ruhe kann das Herz eines Windhundes bei niedriger Herzfrequenz das gleiche Herzvolumen fördern. ( physiologische Bradykadie bei Windhunden). Trotzdem verändert sich das Herzminutenvolumen nicht, da in Ruhe weniger Sauerstoff und Nährstoffe benötigt werden. Beim Leistungssportlern bezeichnet man diese verminderte Herzfrequenz Trainingstachykardie. Diese Tatsache bringt eine Energieeinsparung für das Herz mit sich.

  3. Da die Muskulatur eines Untrainierten die gleiche Sauerstoffmenge benötigt, stellt sich die Fragen, was das Windhunden bringt. Die Antwort ist recht einfach. Sie müssen ihr Herzminutenvolumen auf die gleiche Höhe bringen, wie andere Hunde. Dazu benötigen sie jedoch eine geringere Herzfrequenz.

  4. Durch die sog. „ Trainingsbradykardie“ läuft das Herz in Ruhe in einem Schongang. Während der Diastole wird der Herzmuskel durchblutet. Diese ist bei Sportherzen relativ verlängert und wirkt sich positiv auf die Sauerstoffversorgung des Herzens aus.

  5. Da der Herzmuskel im Bereich der Ventrikel eine Querschnittsvergrößerung aufweist, kann er das Schlagvolumen mit einer geringeren Kontraktion der Herzmuskelzellen auswerfen. Damit ist der Sauerstoffverbrauch für das Herz geringer und die Arbeitsleitung optimaler.

  6. Das kritische Herzgewicht, was man bei erkrankten Herzen finden, kann bei Training nicht erreicht werden. Bei den durch Überbelastung auftretenden plötzlichen Todesfällen müssen immer andere Erkrankungen und Vorschädigungen des Herzens in Betracht gezogen werden.

 

Durch diese verbesserte Leistung des Herz-Kreislauf-Systems und damit erhöhten Erythrozyten und Hämoglobin ist der Windhund in der Lage mehr Sauerstoff für seinen Sprints in das betreffende Gewebe zu transportieren.

 

Welche Rolle spielt die Lunge dabei?

Um dieses System vollkommen zu machen, benötigt es noch die Lunge. Bei sportlicher Belastung kommt es zu einem Anstieg der Atemtätigkeit. Sie ist der erhöhten Sauerstoffversorgung gegenüber proportional. Man nimmt an, dass die nervale Regulation sehr wichtig ist. Bei Beginn des Sprints scheint die zentrale Regulation für die schnelle Steigerung der Atemtätigkeit verantwortlich zu sein. Im Laufe des Rennens erfolgt die Rückmeldung über die hypothetischen Chemorezeptoren der arbeitenden Muskulatur. Aber auch Impuls aus den Dehnungsrezeptoren der Muskeln , Sehnen und Gelenken und der Anstieg der Körpertemperatur spielen eine wichtige Rolle. Wer seinen Windhund nach dem Renne beobachtet, sieht sie danach vermehrt atmen. Sie wirken, als ob sie nach „ Luft ringen“. Dabei wird die Sauerstoffschuld beglichen.

Ist man untrainiert, reguliert man das Atemminutenvolumen eher durch einen Anstieg der Atemfrequenz. Trainierte hingegen eher durch eine Zunahme des Atemzugvolumens. Man holt einfach tiefer Luft. Damit verringert man das Totraumvolumen. Somit kann bei gleichem Atemminutenvolumen mehr Luft in die Alveolen gelangen. Mehr Luft bedingt mehr Sauerstoff, damit eine bessere Versorgung der arbeitende Muskulatur. Je trainierter man ist, umso geringer ist das Atemminutenvolumen, was man bei einer Leistung benötigt und damit hält man besser durch. Dabei werden sie ihren Windhund im Rennen immer mit einem offenen Schläuzelchen sehen. Sie wirken seltsam, da sie ihre Zähne zeigen. Dabei bedienen sie sich einer Steigerung der Atmung, die sog. „ Mundatmung. Damit erhöhen sie die Aufnahme von Luft und Sauerstoff.

Zum Schluss soll das Myoglobin noch erwähnt werden. Sprinter ( Windhunde) zeigen sich durch eine höhere Anzahl an schnelle, weißen Muskelfasern aus. Dies Muskelfasern werden auch „ Fast-Twitch oder FT-Fasern“ genannt. Sie zeichnen sich durch eine schnelle Kontraktionsfähigkeit aus, die Sprinter benötigen. Ferner enthalten sie weniger Myglobin, als die langsamen Muskelfasern. Somit sind sie heller. Myglobin wird auch als der rote Farbstoff der Muskeln bezeichnet. Er kann ebenso Sauerstoff binden. Da Windhunde eher mehr helle, myoglobinarme, schnelle Muskelfasern besitzen, wird dies durch den erhöhten Hämoglobingehalt etwas kompensiert. Die Sauerstoffmenge, die an Myglobin gebunden wird, ist jedoch klein.

 

Was Sie trotzdem beachten sollten?

Obwohl Windhunde als Leistungsportler geboren sind,begünstigt durch ihr genetische Anpassung, benötigen sie eine Aufwärmphase, eine Abkühlphase und Training. Damit vermeidet man Verletzungen und Schäden. Lassen Sie ihren Windhund immer wieder gesundheitlich untersuchen.Windhunde, die füher auf Rennbahnen eingesetzt werde, sollten bitte kardiologisch untersucht werden. Ebenso empfiehlt es sich sog. " EX-Racer" laufen zu kontrollieren. Leider ist Doping im Rennsport bei Windhunden keine Seltenheit. Da ist Kokain nur eines der Bespiele. Aber auf diese Thema wird in einem anderen Artikel genauer eingegangen.

 

Vielen lieben Danke, Ihre Tierarztpraxis für chinesische Medizin Földy

 

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